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Vorbereitet für Nach-Buffett-Ära: Die neue Zeit bei Berkshire hat bereits begonnen

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Vorbereitet für Nach-Buffett-Ära: Die neue Zeit bei Berkshire hat bereits begonnen

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Investorenlegende Warren Buffett hat auch mit 93 Jahren nicht die Absicht, sich zur Ruhe zu setzen. Dennoch hat bei seinem Konzern Berkshire Hathaway der Umbruch in eine neue Zeit bereits begonnen – nicht nur personell.

“Charlie”, spricht Warren Buffett einmal den Mann neben ihm auf dem Podium an. Aber neben dem 93-jährigen Chef sitzt dieses Jahr bei der Aktionärsversammlung des Investmentkonglomerats Berkshire Hathaway natürlich nicht Charlie Munger. Buffetts langjähriger Vize und Freund ist im vergangenen Jahr im Alter von 99 Jahren verstorben. Erstmals nimmt Buffets designierter Nachfolger und aktuelle Nummer zwei bei Berkshire, Greg Abel, seinen Platz ein. Buffett und Abel reagieren mit Humor auf den Versprecher, die versammelten Aktionäre mit einem Extra-Applaus im Gedenken an Munger.

Die Szene zeigt: Die glorreiche Vergangenheit, die Buffett und Munger zu Investoren-Legenden gemacht hat, ist noch präsent bei Berkshire, während die neue Ära schon begonnen hat. Buffett lässt keinen Zweifel daran, dass er den Konzern weiterführen will bis zu seinem Tode. Doch er ist sich im Klaren darüber und weist mehrfach darauf hin, dass dieser Zeitpunkt bald kommen könnte. Dass Abel gemeinsam mit ihm auf dem Podium das auch als Woodstock für Kapitalisten bekannte Aktionärstreffen leitet, ist ein sichtbares Zeichen für den Übergang zu dieser neuen Ära.

Nicht nur personell ist die Führung des Konzerns schon für die Nach-Buffett-Zeit aufgestellt, die Kompetenzen sind verteilt. Buffett stärkt noch einmal Abel als künftigem Chef den Rücken und hebt hervor, dass dieser die Kontrolle über alle Konzernbereiche und auch das inzwischen gut 330 Milliarden Dollar schwere Aktienportfolio haben solle. Vor allem aber wird Buffett nicht müde zu betonen, dass Berkshire mit seinem Geschäftsmodell bereits in einem neuen Investment-Zeitalter angekommen ist.

Mit der als “Value-Investment” bekannt gewordenen Strategie hat Buffett sich selbst und vielen seiner Aktionäre 60 Jahre lang sagenhafte Renditen beschert. Berkshire übernahm unterbewertete Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen, integrierte sie in den Konzern, verbesserte das Management und die Profitabilität. Bei Übernahme von Berkshire 1964 notierte eine A-Klasse-Aktie bei etwas mehr als 12 Dollar, heute sind es über 600.000 Dollar. Laut “Financial Times” hat Buffett damit die Entwicklung des Leitindex der US-Börsen um mehr als das 100-fache übertroffen.

“Ich hoffe, wir sind ein bisschen besser”

Doch diese Zeiten solcher Wertsteigerungen sind vorbei. Das macht Buffett seinen Aktionären auch dieses Jahr wieder unmissverständlich klar. Berkshire sei “besser aufgestellt als jemals zuvor”. Aber Gelegenheiten, günstig entsprechend große Unternehmen zu übernehmen, die den Wert von Berkshire noch entscheidend steigern könnten, gebe es schlicht nicht mehr.

Dass ein Großteil der Unternehmensbewertungen zu hoch sei, beklagt Buffett seit Jahren. Sichtbares Zeichen dieses Wandels auf dem Investmentmarkt ist der gigantische Berg von fast 190 Milliarden Dollar in bar oder liquiden Reserven, den Berkshire inzwischen angehäuft hat, und für den sich kaum noch Anlagemöglichkeiten finden.

Worauf Berkshire ausgerichtet sei, seien nicht mehr “außerordentliche Renditen im Vergleich zu dem, was amerikanische Unternehmen allgemein verdienen”, führt Buffett aus. “Ich hoffe, wir sind ein bisschen besser.” Im Kreis seiner Aktionäre wird Buffett zwar immer wieder auch nostalgisch und betont, wie viel “Spaß” er in den alten Zeiten hatte, mit Charlie zu arbeiten”. Er hält sich allerdings nicht damit auf, diesen Zeiten nachzutrauern.

Die Traumrenditen der Vergangenheit sind kein Maßstab mehr. Im Fokus steht die Verlässlichkeit für die Anleger. Wichtiger als die Renditen der Konkurrenz zu übertreffen, sei, so hatte Buffett bereits in seinem letzten Brief an die Aktionäre geschrieben, dass für die Anleger bei Berkshire das Risiko geringer sei, ihr Geld zu verlieren.

This article was first published at www.n-tv.de