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Faktor-ETF: 6 Anlagestrategien, die Sie kennen sollten

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Faktor-ETF: 6 Anlagestrategien, die Sie kennen sollten

Das Wichtigste in Kürze

Anla­gestrategien mit Faktor-ETF

Den Hintergrund kennen und verstehen.
Bei den hier vorgestellten Anla­gestrategien haben Finanz­wissenschaftler Merkmale von Aktien analysiert, die in der Vergangenheit ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis hatten – und bei denen es plausibel ist, dass sie das auch in Zukunft haben werden. Diese Merkmale werden auch als Faktoren oder Smart Beta bezeichnet.
Die richtigen ETF finden.
Die vorgestellten Anla­gestrategien können alle günstig und unkompliziert mit ETF umge­setzt werden. Informationen und Bewertungen zu den ETF und 8 000 weiteren Fonds und ETF finden Sie in unserem großen Fondsvergleich (mit Flatrate kostenlos).
Nicht alles auf eine Karte setzen.
Faktor-ETF sollten nur als Beimischung zu einem welt­weit anlegenden ETF-Portfolio genutzt werden.
Einen langen Atem haben.
Anleger sollten nur in Strategien investieren, von denen sie inhalt­lich über­zeugt sind. Lange Durst­stre­cken sind vorprogrammiert. Die müssen sie durch­halten. Eine Garantie auf Über­renditen gibt es nicht.
Bequeme Alternative.
Die vorgestellten Anla­gestrategien sind für fort­geschrittene Anleger, die sich gerne mit ihrer Geld­anlage beschäftigen. Entspannte Anle­gerinnen und Anleger, die sich möglichst wenig kümmern wollen, brauchen nicht mehr als ein Pantoffel-Portfolio. Unser Special Geld anlegen mit Finanztest verrät, wie die Anla­gestrategie der Stiftung Warentest funk­tioniert.

1. Die Value-Strategie

Als „Value-Aktien“ werden Aktien bezeichnet, deren Kurse im Vergleich zu den Fundamen­taldaten des Unter­nehmens nied­rig sind. Bei der Value-Strategie werden Aktien ausgesucht, die „günstig“ oder „unterbe­wertet“ sein sollen. Man bezeichnet sie auch als „Substanz­werte“. Bei der Analyse von Value-Aktien stehen die Unter­nehmens­daten im Fokus: Gesucht werden Aktien, deren Aktienkurs im Vergleich zum Unter­nehmens­wert gering ist.

Eine klassische Möglich­keit, diese Aktien zu identifizieren, ist das Kurs-Buch­wert-Verhältnis, bei dem der Börsenkurs einer Aktie dem Eigen­kapital des Unter­nehmens pro Aktie gegen­überge­stellt wird. Manchmal werden auch mehrere Kenn­zahlen betrachtet.

Wichtig ist aber: Es gibt keinen Auto­matismus, dass „güns­tige“ Aktien irgend­wann im Wert steigen. Auf den Aktienkurs eines Unter­nehmens gibt es diverse Einflüsse, die den Kurs sinken oder steigen lassen. Zudem kritisieren Experten, dass die klassische Value-Strategie etwas veraltet ist, da sie den Wert von immateriellen Gütern wie Lizenzen und Patenten nicht berück­sichtigt, die aber bei vielen Unternehmen wert­voller sind als die Maschinen.

Finanztest-Kommentar: Wer die Value-Strategie verfolgt, muss Durst­stre­cken über lange Zeiträume einplanen, in denen die Rendite schlechter ist als der Markt. Das müssen Anleger aushalten können, wenn sie diese Strategie umsetzen wollen. Immaterielle Vermögens­werte werden nicht berück­sichtigt.

2. Die Small-Cap-Strategie

Als Small Caps bezeichnet man kleinere Aktiengesell­schaften. In verschiedenen Auswertungen wurde gezeigt, dass die kleinen Aktiengesell­schaften in der Vergangenheit höhere Renditen abge­worfen haben als große. Eine gängige Erklärung für die höhere Rendite ist, dass kleine Unternehmen nicht so gut handel­bar sind. Zudem haben Small Caps ein höheres Risiko als „große“ Unternehmen.

Allerdings: Der in den wissenschaftlichen Unter­suchungen gemessene „Small Cap“-Effekt ist vor allem ein „Micro-Cap“-Effekt, der also bei den aller­kleinsten, schlecht handel­baren Aktien fest­gestellt wird. Micro Caps sind aber über Fonds nicht sinn­voll investier­bar und es gibt keine ETF darauf.

Finanztest-Kommentar: Auch wenn die Renditen der „Small Caps“ nicht in jeder Phase über­zeugen, eignet sich eine Beimischung. Im MSCI World-ETF sind keine „kleinen“ Unternehmen vertreten, so dass Anleger ihr Portfolio damit breiter aufstellen können. Eine Beimischung von 10 bis 15 Prozent ist sinn­voll.

Tipp: Wie Sie mit ETF auf Schwellenländer-Indizes Vielfalt ins Portfolio bringen, zeigt unser Special ETF Emerging Markets Small Cap.

3. Die Momentum-Strategie

Die Momentum-Strategie setzt auf die Aktien, deren Kurse in letzter Zeit am stärksten gestiegen sind. Damit ist die Momentum-Strategie keine besonders ausgetüftelte Strategie – aber in der Vergangenheit funk­tionierte sie super. Eine Erklärung für das Funk­tionieren der Strategie könnte sein, dass auch viele professionelle Anleger einfach die Aktien kaufen, die in der jüngeren Vergangenheit gut liefen und den Aktien damit weiteren Auftrieb verleihen.

Finanztest-Kommentar: Momentum ist mit Blick auf Ergeb­nisse der Vergangenheit eine beein­druckende Strategie. Sie erzielte sehr oft bei ähnlichem Risiko mehr Ertrag als der breite Markt. Da aber unklar ist, ob das auch in Zukunft so bleibt, sollten Anleger nicht nur auf diese Strategie setzen. Als Beimischung können Anleger entsprechende ETF aber nutzen.

4. Die Low-Volatility-Strategie

In der klassischen Variante werden für die Low-Volatility-Strategie Aktien mit besonders nied­riger Volatilität ausgewählt. Die Volatilität misst das Ausmaß der Schwankungen eines Aktien­kurses. In der statistisch etwas anspruchs­volleren Variante wird ein Korb an Aktien gebildet, der in seiner Gesamt­heit eine möglichst nied­rige Volatilität hat. Die Welt-ETF auf dem deutschen Markt werden nach dieser Korb-Variante gebildet. Auch wenn die Strategie es tatsäch­lich schafft, weniger schwankungs­anfäl­lig zu sein, kann die Rendite besonders in Erholungs­phasen deutlich hinter dem breiten Markt herhinken.

Finanztest-Kommentar: Die Verminderung des Risikos bei dieser Strategie hat den Preis, dass auch die Performance phasen­weise deutlich reduziert ist. Auch über längere Zeiträume kann das Rendite-Risiko-Verhältnis dann schlechter als beim MSCI World sein. Defensive Anleger können die Strategie beimischen.

5. Die Dividenden-Strategie

Bei der Dividenden-Strategie werden Aktien ausgewählt, die eine hohe Dividenden-Rendite versprechen. Oft zieht man dazu weitere Bedingungen heran, zum Beispiel, dass diese Dividenden stetig gestiegen sein müssen. Oder dass die Dividendenrendite im Verhältnis zum Aktienkurs nicht deswegen hoch sein darf, weil der Aktienkurs vor kurzem stark gesunken ist.

Finanztest-Kommentar: Dividenden-Strategien sind ein Liebling des Fonds-Marketings, da sie sichere, regel­mäßige Ausschüttungen versprechen. Es gibt aber keinen objektiven Grund, sich als Anleger nur auf diese Art der Rendite zu konzentrieren. Ob Dividenden-Strategien tatsäch­lich lang­fristig besser als der Markt laufen, ist unsicher. Wir betrachten sie nicht als über­legene Strategie. Anleger, die von der Strategie über­zeugt sind, können sie aber zu ihrem Welt-ETF beimischen.

6. Die Quality-Strategie

Bei der Quality-Strategie geht es um die betriebs­wirt­schaftliche Qualität der Aktien. Dazu werden unterschiedliche Unter­nehmens­kenn­zahlen betrachtet. Beim MSCI World Quality Index sind das zum Beispiel: Eigen­kapitalrendite, stabiles Gewinn­wachs­tum und der Verschuldungs­grad. Unternehmen, die bei diesen Merkmalen positiv abschneiden, werden in einen Quality-Index aufgenommen.

Finanztest-Kommentar: Aufgrund des jungen Alters der Strategie und der abge­bildeten Indizes sollten Anleger auch hier nicht alles auf eine Karte setzen. Anleger sollten Quality-Strategien nur beimischen. Die Zusammenset­zung der Quality-Indizes ist nicht einheitlich geregelt. Es lohnt sich also für Anleger, diese zu vergleichen.

Strategie-Indizes im Vergleich

Unser Chart zeigt, wie sich die Strategien seit 2000 in Prozent im Vergleich zum MSCI World geschlagen haben:

ETF für Anla­gestrategien

Zu allen sechs vorgestellten Strategien gibt es ETF, die diese Strategien für eine welt­weite Aktien­anlage umsetzen. Wenn Sie auf die Links in der unten­stehenden Tabelle klicken, landen Sie in unserer Fonds-Daten­bank. Viele Basisinfos dort sind kostenfrei; die Finanztest-Bewertungen erfahren Sie, wenn Sie den kosten­pflichtigen Fonds­vergleich frei­schalten.

This article was first published at www.test.de