Deutscher Chef als Hassfigur: Kulturkampf-Biker feiern Sieg über Harley-Davidson

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Mit einer Maschine von Harley-Davidson kaufen sich die Kunden mehr als ein Motorrad. Sie werden Teil einer Gemeinschaft und eines uramerikanischen Lebensstils. Den Versuch eines Deutschen, politische Korrektheit und Klimaschutz im Unternehmen zu etablieren, empfinden manche als “linksextrem” und als Verrat.

Für die rechten Aktivisten ist es ein Sieg über eine “linksextreme Agenda”. Die drohte angeblich, die legendäre US-Motorradmarke Harley-Davidson und damit ein Symbol des amerikanischen Lebensstils zu zerstören – das heißt “woke” und “grün” zu machen. Nach einer wochenlangen Protest- und Boykottkampagne hat das Traditionsunternehmen nun allen seinen DEI-Richtlinien und Aktivitäten abgeschworen. DEI steht für Diversity (Vielfalt), Equity (Fairness) und Inclusion (Integration) und beschreibt die Bemühungen vieler Unternehmen, etwa die Chancengleichheit von Frauen zu fördern oder sexuelle Minderheiten nicht auszugrenzen.

Rechten Aktivisten ist es seit Langem ein Dorn im Auge, wenn Unternehmen zu sozialen Themen wie Rassismus und Frauenrechten Stellung beziehen, egal ob in internen Richtlinien oder in ihrer Werbung. Der Kulturkampf konservativer Zirkel in den USA gegen alles, was ihren Begriffen von Familie, Patriotismus oder Freiheit widerspricht, hat längst die Wirtschaft erreicht. Die Biermarke Bud Light etwa wurde im vergangenen Jahr Ziel einer Boykottkampagne, nachdem die Brauerei eine Werbeaktion mit einem Transgenderinfluencer gemacht hatte.

In den vergangenen Monaten haben die Aktivitäten rechter Gruppen gezielt die DEI-Richtlinien ins Visier genommen, die sich viele Unternehmen in den USA geben. Aktivisten tauchen unter anderem immer öfter bei Hauptversammlungen auf, um als Aktionäre einen Kurswechsel den Managements bei sozialen Themen zu fordern. Aufgrund der teils extremen Identifikation der in der Regel männlichen, weißen und sehr konservativen “Biker” mit ihren Harleys wurde der Kulturkampf bei dem Unternehmen mit besonderer Vehemenz geführt.

“Dieser Mann hasst uns”

Harley Davidsons Chef, der Deutsche Jochen Zeitz, wurde zur Hassfigur stilisiert. In einem Tausende Male auf X und Tiktok geteilten Video schimpft etwa ein weißbärtiger Biker mit Lederweste und obligatorischem, roten Bandana-Tuch über den “Schuhmanager” und “europäischen Hochstapler” Zeitz, der “in keiner Weise die amerikanische Motorrad-Community” vertreten könne. Zeitz führte in Deutschland einst Puma und war Spitzenmanager beim französischen Luxusgüter-Konzerns Kering. Zu Zeitz‘ schlimmsten Sünden zählt der empörte Harley-Fan, dass der Manager das Traditionsunternehmen “komplett grün” machen und langfristig sogar Verbrennermotoren abschaffen wolle. “Dieser Mann hasst uns und unsere Kultur”, behauptet der wütende Biker.

Andere Aufreger in rechten Kreisen waren etwa, dass Harley-Davidson Events queerer Biker sponserte oder dass Mitarbeiter angeblich Fortbildungen zu Themen wie Diversität besuchen mussten. All das soll der Erklärung vom Montag zufolge bei Harley-Davidson nicht mehr vorkommen. Sponsoring etwa soll sich künftig auf die “loyale Motorradfahrer-Community, Rettungskräfte, Soldaten und Veteranen” beschränken.

Harley-Davidson ist nicht das erste Unternehmen, das gegenüber dem Druck von rechts einknickt. Kürzlich schaffte etwa auch der Landmaschinenhersteller John Deere, ebenfalls eine amerikanische Traditionsmarke mit tendenziell konservativer Kundschaft, seine DEI-Richtlinien ab. Der konservative Aktivist Robby Starbuck, der unter anderem die Kampagne gegen die beiden Firmen vorangetrieben hatte, feierte den Kurswechsel von Harley-Davidson als “erneuten Sieg unserer Bewegung”. Kampagnen gegen weitere Unternehmen dürften folgen. “Wir werden nicht nachlassen”, schreibt Starbuck auf X.

This article was first published at www.n-tv.de

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