Konjunktur und Zinsen: Börsianer in Lauerstellung – keine Entspannung in Sicht

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War der Kursrutsch einmalig oder geht die Korrektur weiter? An den Aktienmärkten dominiert auch in der neuen Woche die Nervosität. Vor allem die Daten aus den USA werden auf Hinweise zur Lage der Konjunktur und der Inflation abgeklopft.

Auch wenn der deutsche Aktienmarkt beim Kursrutsch Anfang der Woche mit einem blauen Auge davongekommen ist: Die Lage an den Börsen bleibt Experten zufolge angespannt. Das gilt umso mehr, als sich an den Risiken wenig geändert hat. Die hoch bewerteten US-Technologiewerte haben zwar verloren, ob damit aber ihre Korrektur beendet ist, bleibt fraglich. Auch die Sorgen um die Konjunktur sind noch nicht ausgeräumt. Das gilt besonders für die USA. Zwar haben die Erwartungen an Zinssenkungen zugenommen. Allerdings ist längst nicht ausgemacht, dass die Märkte deswegen auf Wachstumskurs drehen.

DAX 17.722,88

In der alten Woche legte der deutsche Leitindex Dax unter dem Strich ein halbes Prozent zu, nachdem er wegen wieder aufgeflammter US-Rezessionsängste zeitweise auf den niedrigsten Stand seit einem knappen halben Jahr gefallen war.

Portfoliomanager Jens Herdack von der Weberbank rechnet mit anhaltenden Schwankungen. Zumal mit dem August eine traditionell schwache Börsenphase begonnen hat. Hinzu kommen die Besonderheiten der Ferienzeit. Die Experten von HRK Lunis verweisen auf “urlaubsbedingt dünn besetzte Handelssäle”. Negative Impulse an den Märkten könnten so stärker ins Gewicht fallen als üblich. “Wir befinden uns in der saisonal schwächsten Zeit für Aktien im ganzen Jahr”, sagt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst des Online-Brokers CMC Markets. “In den nächsten Wochen bleiben die Anleger auf einem unsicheren Terrain unterwegs.”

Was macht die Konjunktur?

Der Blick gilt mit der auslaufenden Berichtssaison den anstehenden Konjunkturdaten. “Anleger werden die US-Konjunkturdaten wie den Empire State-Index, den Philadelphia Fed-Index und die Erstanträge auf Arbeitslosenversicherung auf etwaige Rezessionssignale untersuchen”, so die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Ihr Hauptaugenmerk richten Börsianer aber wohl auf die US-Einzelhandelsumsätze am Donnerstag. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Experten erwarten für Juli ein Plus von 0,3 Prozent zum Vormonat.

Das Interesse unverändert auch der Inflation. Denn noch bewegt sich die Teuerung über dem Ziel der US-Notenbank von zwei Prozent, was den Spielraum bei Zinssenkungen begrenzt. Die Veröffentlichung der Erzeuger- und Verbraucherpreise für Juli am Dienstag beziehungsweise Mittwoch dürften daher erhöhte Beachtung finden. Experten sagen für Juli eine Teuerungsrate von 2,9 Prozent im Jahresvergleich voraus. Dies ist etwas weniger als im vorangegangenen Monat. “Insgesamt würden die Zahlen das Bild bestätigen, dass die Inflation im Trend fällt, und dies nachhaltig”, erläutert Commerzbank-Volkswirt Christoph Balz. “Für die US-Notenbank wäre wohl damit der Weg frei, ab September die Zinsen zu senken.”

Und auch die politischen Spannungen im Nahen Osten lasten weiterhin auf den Märkten. Bestehen bleibt etwa die Sorge vor Vergeltungsschlägen gegen Israel wegen der Tötung zweier führender Köpfe der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz. “Ausbleibende Nachrichten aus dem Nahen Osten sind gute Nachrichten. Dennoch bleibt ein Angriff des Iran auf Israel ein Risiko, das viele Investoren weiterhin davon abhalten dürfte, bei den vermeintlich billigeren Kursen bereits wieder zuzugreifen”, betont Anlagestratege Jürgen Molnar.

Berichtssaison bislang solide

Positive Signale von Zahlen aus Deutschland sind wohl nicht zu erwarten. Der ZEW-Index für August am Dienstag dürfte lediglich den verhaltenen Eindruck anderer Daten bestätigen. “Nachdem der Sentix-Index spürbar gesunken ist, dürfte auch dieser Frühindikator nochmals nachgeben”, prognostizieren die Volkswirte von Helaba.

Unabhängig davon läuft die Bilanzsaison weiter auf vollen Touren. Allein aus dem Dax legt ein halbes Dutzend Firmen Geschäftszahlen vor. Hierzu gehören die beiden Versorger RWE und Eon sowie der Konsumgüter-Hersteller Henkel. Im Ausland öffnen unter anderem die Schweizer Großbank UBS und der US-Einzelhändler Walmart ihre Bücher.

Unter dem Strich seien die bisher vorgelegten Geschäftszahlen recht positiv ausgefallen, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Die Überschüsse der europäischen Konzerne lägen im Schnitt 5,7 Prozent über den Markterwartungen. “Dabei verzeichnen die Unternehmen aggregiert nach einem Jahr rückläufiger Gewinne wieder Anstiege. Zudem erhöhte etwa ein Drittel der Unternehmen seine Gewinnprognosen.”

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