Jeder Fonds hat nur ein Vermögen, in dem das investierte Geld zusammenfließt. Doch es verteilt sich mitunter auf zahlreiche Anteilsklassen, sogenannte Tranchen. Sie dienen vor allem dazu, unterschiedliche Zielgruppen zu bedienen, und können sich in verschiedenen Merkmale unterscheiden, beispielsweise der Fondswährung, der Währungsabsicherung, der Ertragsverwendung, den Kosten sowie der Handelbarkeit. Manche dieser Attribute wirken sich auch auf die Wertentwicklung und damit auf unsere Fondsbewertung aus.
Die Namen der einzelnen Tranchen setzen sich aus dem Fondsnamen sowie meist kryptischen Buchstabenkürzeln zusammen. Jeder Tranche ist eine eigene Wertpapierkennnummer (Isin) zugeordnet.
DWS Top Dividende mit fünf Anteilsklassen
Unsere Fondsdatenbank enthält momentan 23 699 Anteilsklassen, die zu 9 507 Fonds gehören (Stand 30. April 2024). Etwas mehr als die Hälfte der Fonds haben mindestens zwei verschiedene Anteilsklassen. 30 Fonds haben sogar mehr als 20 Tranchen. Spitzenreiter ist der Fondsanbieter BlueBay, der für zwei seiner Fonds jeweils 37 Tranchen aufgelegt hat.
Welche Unterschiede zwischen den Tranchen eines Fonds auftreten können, zeigen wir am Beispiel des DWS Top Dividende, eines der größten und bekanntesten deutschen Fonds. Dieser hat fünf verschiedene Anteilsklassen. Die unterschiedlich hohen Kosten führen zu unterschiedlich hohen Renditen und sogar zu unterschiedlichen Bewertungen des Anlageerfolgs der einzelnen Tranchen. Aber: Die günstigeren Anteilsklassen sind leider für Privatanleger über deutlich weniger Quellen zu erwerben, wie die folgende Übersicht zeigt. Am besten handelbar ist die älteste Tranche LD.
Ertragsverwendung: Ausschüttend oder thesaurierend
Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal der Tranchen ist die Ertragsverwendung. Investmentfonds erwirtschaften mit ihren Anlagen meist regelmäßige Erträge: Rentenfonds in Form von Zinsausschüttungen, Aktienfonds durch Dividenden. Diese Erträge stehen Anlegerinnen und Anlegern zu und werden entweder automatisch ins Fondsvermögen übernommen (thesauriert) oder regelmäßig ausgeschüttet, also auf das Verrechnungs- oder Girokonto der Anlegenden überwiesen.
Für den langfristigen Vermögensaufbau ist es sinnvoll, dass die regelmäßig anfallenden Erträge im Fondsvermögen bleiben, denn sie erwirtschaften wieder neue Erträge (Zinseszinseffekt). Das geht am bequemsten mit einer thesaurierenden Anteilsklasse.
Vermögensaufbau mit Zinseszinseffekt
Es gibt allerdings eine Reihe von Fonds, für die nur ausschüttende Varianten erhältlich sind. Manchmal bietet auch die eigene Depotbank für den betreffenden Fonds nur solche Tranchen an. Wer auf den Zinseszinseffekt nicht verzichten will, sollte die Ausschüttungen für den Kauf neuer Fondsanteile verwenden. Bei Sparplänen geht das besonders einfach, indem man zum Beispiel einmal jährlich eine Monatsrate um den Ausschüttungsbetrag aufstockt. Das geht natürlich nicht auf den Cent genau, aber im Kern funktioniert diese Methode sehr gut. Wenige Banken bieten auch eine automatische und kostenlose Wiederanlage der Erträge an, die ING zum Beispiel ab einer Ausschüttungssumme von 75 Euro.
Ausschüttungen als Zusatzeinkommen
Viele Fondskäufer wollen das ausgeschüttete Geld aber gar nicht wiederanlegen, sondern freuen sich über ein regelmäßiges Zusatzeinkommen. Wie bei Aktiendividenden setzt man dann ausschließlich auf künftige Kursgewinne und nutzt die Erträge zum Beispiel zur Aufbesserung der Rente oder schlicht für Konsumausgaben. Die bereits vorhandenen Fondsanteile bleiben unangetastet.
Kostennachlass für institutionelle Anleger
Die verschiedenen Tranchen eines Fonds unterscheiden sich oft deutlich in ihren jährlichen Kosten. Dieses Problem gibt es zum Glück nur bei aktiv gemanagten Fonds, nicht aber bei börsengehandelten Indexfonds, sogenannten ETF. Aber woher rühren die Kostenunterschiede? Vor allem liegt das an unterschiedlichen Vertriebsprovisionen. Diese werden dem Fondsvermögen entnommen und gehen an die Verkaufsstellen, in der Regel also an Banken oder Sparkassen. Bei Fondstranchen, die für institutionelle Anleger wie große Vermögensverwalter oder Pensionskassen gedacht sind, liegen die Provisionen deutlich niedriger als bei Anteilsklassen für Endkunden, mitunter sogar bei Null.
Privatanleger zahlen mehr
Viele Käufer von aktiv gemanagten Fonds werden doppelt zur Ader gelassen. Beim Kauf zahlen sie für Aktienfonds meist etwa 5 Prozent der Anlagesumme als sogenannten Ausgabeaufschlag. Dazu kommen die deutlich höheren jährlichen Kosten im Vergleich zu Tranchen für institutionelle Investoren. Auf lange Sicht fallen diese viel stärker ins Gewicht als die Kaufkosten.
Fondsshops und Onlinebanken als Alternative
Doch es gibt oft einen Ausweg. Über Fondsshops im Internet und Onlinebanken bekommt man häufig aktiv gemanagte Fonds ohne oder mit stark reduziertem Ausgabeaufschlag. Über diese Kaufquelle gibt es außerdem nicht selten auch jene günstigeren „Insti-Tranchen“, die Banken und Sparkassen nicht oder nur für sehr hohe Mindestanlagesummen anbieten. Die Fondsshops arbeiten mit Fondsbanken wie der FNZ Bank oder der Fondsdepot Bank zusammen. Einige Shops beteiligen Fondsanleger sogar an den Rückvergütungen, die sie von den Fondsgesellschaften erhalten.
Allerdings bietet nicht jede Onlinebank alle Tranchen eines Fonds an, wie wir beispielhaft für den DWS Top Dividende weiter oben zeigen. Zudem können manchen Tranchen zwar gehandelt, aber nicht für einen Sparplan verwendet werden.
Tipp: Im Fondsfinder, unserer Fondsdatenbank, bieten wir die passenden Filter, um beispielsweise sparplanfähige Fonds bei bestimmten Online-Banken zu finden.
Fondswährung ist eher Nebensache
Viele Fonds gibt es in unterschiedlichen Währungen, zum Beispiel in Euro, US-Dollar oder Schweizer Franken. Das sagt aber nichts über das Fremdwährungsrisiko des Fonds aus. Ob Anleger die USD- oder EUR-Anteilsklasse eines Fonds kaufen, ist für die Wertentwicklung ihrer Geldanlage relativ egal. Für deutsche Privatanleger gibt es vor allem einen Grund, eine Tranche in der Heimatwährung Euro zu kaufen: Ein Währungstausch beim Kauf entfällt und damit eventuelle Kosten für die Währungsumrechnung. Diese betragen typischerweise 0,5 bis 1 Prozent der Kaufkosten.
Währungsabsicherung meist entbehrlich
Auch währungsgesicherte Tranchen eines Investmentfonds – sie tragen im Namen oft den Zusatz „Hdg“ für das englische Wort Hedged – zählen zum selben Fondsvermögen. In unserer Fondsdatenbank werden sie allerdings nicht in den normalen Fondsgruppen geführt, sondern in eigene Gruppen gepackt. Anders als im Falle der Fondswährung gibt es hier mitunter große Unterschiede in der Wertentwicklung, mal zugunsten, mal zuungunsten von Anlegerinnen und Anlegern. Wir halten eine Absicherung gegen Wechselkursrisiken gerade bei breit streuenden Aktienfonds Welt auf lange Sicht für unnötig. Außerdem sind solche Tranchen etwas teurer. Bei bestimmten Länderfonds und einer relativ kurzen Anlagedauer von wenigen Jahren kann eine gehedgte Tranche aber sinnvoll sein.
Tipps für die Fondsdatenbank
Tipp 1: Wir definieren in unserer Datenbank für jeden Fonds mit mehreren Anteilsklassen eine Haupttranche. Beim oben genannten DWS Top Dividende ist es die LD-Tranche. Wenn Sie im Fondsfinder die Auswahl auf Haupttranchen einschränken möchten, um den Überblick zu erleichtern, wählen Sie unter >Weitere Filter >Anteilsklassen >Nur eine Anteilsklasse pro Fonds anzeigen.
Tipp 2: Falls Sie dagegen alle Anteilsklassen zu einem bestimmten Fonds sehen möchten, gehen Sie wie folgt vor: Rufen Sie die Einzelansicht einer Tranche auf, beispielsweise über die Isin-Suche auf der Startseite des Fondsfinders. Scrollen Sie dann nach unten, bis zum Abschnitt „Alternativen zum Fonds“ unterhalb der Punktewolke. Klicken Sie dort auf „Alle Anteilsklassen des Fonds anzeigen“. Ihnen werden dann in tabellarischer Übersicht alle Anteilsklassen des Fonds angezeigt, gegebenenfalls auch die in anderen Fondsgruppen.
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