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Mit deutlichem Abschlag: Yandex verkauft sein Russlandgeschäft

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Mit deutlichem Abschlag: Yandex verkauft sein Russlandgeschäft

Der russische Google-Konkurrent Yandex teilt sich auf und verkauft seine Anteile an eine Investorengruppe für knapp fünf Milliarden Euro. Die russische Regierung begrüßt den Schritt. Denn Moskau waren die bisherigen Eigentumsverhältnisse ein Dorn im Auge.

Der russisch-niederländische Konzern Yandex N.V. mit Sitz in Amsterdam verkauft eigenen Angaben nach sein Russlandgeschäft an eine Investorengruppe. “Die Abfindung beläuft sich insgesamt auf 475 Milliarden Rubel” (4,8 Milliarden Euro), teilte das Unternehmen in einer Pressemitteilung mit. Die Hälfte der Summe werde in bar, die andere in Aktien von Yandex N.V. bezahlt.

Der ausgehandelte Kaufpreis entspreche dabei dem von Russlands Führung derzeit verlangten Abschlag von 50 Prozent gegenüber dem fairen Wert des Unternehmens, betonte Yandex zugleich. Ein Rabatt als Bedingung für eine Verkaufsgenehmigung der russischen Regierung gilt für ausländische Investoren, deren Herkunftsland Moskau als “unfreundlich” einstuft. Dazu zählen auch die Niederlande, die als westlicher Staat wegen Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine Sanktionen verhängt haben.

Der Käufer sei ein Konsortium, bestehend aus dem russischen Management von Yandex und einer Reihe von Finanzinvestoren. Namentlich genannt werden der zum Ölkonzern Lukoil gehörende Investmentfonds Argonaut, Infinity Management des IT-Unternehmers Alexander Tschatschawa, die Firma IT-Elaboration des bisher weitgehend unbekannten Geschäftsmanns Pawel Prass und Meridian-Servis von dem in der Ölbranche tätigen Alexander Rjasanow.

Russische Regierung begrüßte den geplanten Verkauf

Das unabhängige Internetportal “The Bell” berichtet unter Verweis auf eigene Quellen, dass einige der genannten Käufer als Mittelsmänner für andere Interessenten auftreten könnten, die von westlichen Sanktionen belegt seien. Der Kreml bekundete bereits Zustimmung zu dem Verkauf. “Für uns ist es natürlich wichtig, dass das Unternehmen seine Arbeit gerade in unserem Land fortsetzt”, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Wichtigster Eigentümer bleibe durch den Verkauf das russische Management.

Die russische Regierung begrüßte den geplanten Verkauf der Vermögenswerte. “Dies ist eines der größten Unternehmen und natürlich ist es für uns wichtig, dessen Arbeit in Russland fortzusetzen”, sagte der russische Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Der Kreml hat etwa 18 Monate lang Verhandlungen mit dem Unternehmen geführt, um die russischen Geschäfte von der in den Niederlanden ansässigen Muttergesellschaft abzuspalten.

Moskau waren die Eigentumsverhältnisse der russischen Tochter ein Dorn im Auge, denn das für Russland strategisch wertvolle Unternehmen befindet sich bislang hauptsächlich im Besitz von westlichen Investoren. Zwar sind fast 88 Prozent der Wertpapiere von Yandex im Streubesitz, doch unter den Aktionären befinden sich auch viele westliche Fonds. Das russische Geschäft von Yandex macht fast die gesamten Einnahmen des Konzerns aus, die zukünftig im Land bleiben würden.

Bekannteste Suchmaschine im russischsprachigen Raum

Der Ausstieg wäre einer der größten seit Beginn des Ukraine-Kriegs. Bereits im August 2022 hatte das Unternehmen angekündigt, seine Nachrichtenseiten und Plattformen an den weitgehend dem russischen Staat nahestehenden Rivalen VK zu verkaufen. Yandex gilt als die russische Antwort auf Google und ist der Branchenprimus im Bereich der Internet-Suche in Russland.

Yandex wurde 1997 vom Informatiker und IT-Unternehmer Arkadi Wolosch gegründet. 2011 führte er das Unternehmen in New York an die Börse – nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs wurden die Aktien vom Handel an der Nasdaq ausgeschlossen.

Bis heute ist Yandex im russischsprachigen Raum die bekannteste Suchmaschine, hat daneben jedoch noch zahlreiche weitere Geschäftsfelder erschlossen, vom Streaming über Online-Taxi bis hin zum Lieferservice. Das verkaufte Russlandgeschäft mache rund 95 Prozent des Kapitals der Yandex-Gruppe aus, heißt es in der Pressemitteilung.

Wolosch, der seit 2014 in Israel lebt, hatte den Verkauf seit Beginn des russischen Angriffskriegs betrieben. Die von Kremlchef Wladimir Putin befohlene Invasion hatte er im Herbst 2023 als “barbarisch” verurteilt. Mit dem ihm verbliebenen Anteil an der niederländischen Muttergesellschaft von Yandex will er sich vor allem auf die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz konzentrieren.

This article was first published at www.n-tv.de